Darf man bei einer EM-Runde auch weinen?
Prinzipiell ja, natürlich darf man auch weinen.
Es gibt zwei wesentliche Umstände, die zum Weinen führen können. Zum einen kann es eine Begleiterscheinung eines tiefen Releases sein. Wenn es durch EM zu tiefen Regulationsvorgängen kommt, kann es sein, dass man weinen muss, kein Problem. Wenn nach Jahren oder Jahrzehnten jemand zum ersten Mal ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und Verbundenheit erfährt, ist das nachvollziehbar. Das sollte nicht unterbunden werden.
Weinen kann jedoch auch genau das Gegenteil sein. Weinen kann eine Abwehr! gegen die eigentlichen verdrängten Gefühle von Wut und Hass sein. In diesem Fall ist Weinen nicht förderlich, sondern stellt einen automatisierten Vorgang dar, um Wut und Hass aus dem Bewusstsein und somit aus der Kommunikation fernzuhalten.
Im ersten Fall fühlt es sich für den Betroffenen erlösend, befreiend an. Im zweiten Fall bedrückend, erniedrigend und schwächend. Im ersten Fall wird der Erwachsene gestärkt, im zweiten Fall der Kindanteil.
Für Gruppenleiter ist das schwer zu erkennen und auch absolut nicht deren Aufgabe! Ihr seit nicht in der Therapeutenrolle, selbst wenn ihr Therapeuten seit! Für Gruppenleiter gilt wie immer: Eingreifen nur wenn der Prozess als Ganzes gefährdet ist. Wenn jemand zum Beispiel in fast jeder Runde in Tränen ausbricht würde ich das unter 4 Augen ansprechen. Wenn jemand regelmäßig weint ist das ein deutliches Zeichen, dass es sich um einen Abwehrvorgang handelt.
Grobe Zusammenfassung: wer häufig weint verdrängt Wut und Hass, seine Freiheit und Stärke (Verschmelzungstyp). Wer kaum Gefühle zeigt, verdrängt Trauer, Einsamkeit und sein Bedürfnis nach Nähe (Autonomietyp).
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