Wenn während des Mitteilens bei mir eine beginnende Dissoziation wahrnehmbar ist und ich nicht mehr klar denken kann, teile ich mit, dass ich Benommenheit spüre. Danach wird es meistens klarer. Ist Benommenheit eine Körperempfindung und ist es korrekt, das so mitzuteilen?
Zunächst, bei Symptomen wie Dissoziation ist in jedem Fall professionelle Hilfe angeraten in Form von Trauma- oder Psychotherapie. Grundsätzlich sollte man alles auch schulmedizinisch, z.B. beim Hausarzt abklären lassen. Dissoziation schon bei rudimentärem Kontakt mit anderen Menschen deutet auf schwere Traumatisierung hin, die sich kaum im Rahmen von Selbsthilfegruppen alleine auflösen lässt.
Dissoziation erlebt man normalerweise eher psychisch. Der Vorgang hat jedoch seine Ausgangsbasis im Körper. Es ist eine Körperreaktion, die eintritt wenn der Körper die Umgebung als potentiell lebensgefährlich einschätzt und gleichzeitig völlig handlungsunfähig bzw. ausgeliefert ist. Dissoziation dient meist dazu katastrophale Gefühlsräume ausblenden zu können, manchmal führt es auch dazu, dass man körperlich unempfindlich wird. Meist laufen die Gedanken jedoch weiter. Man kann also die Gedanken mitteilen und was man im Körper spürt. Benommenheit zu sagen als Körperzustand ist ok, aber vielleicht kannst du es noch präzisieren, was dabei genau im Körper zu spüren ist.
Wie gesagt, das aufzulösen gehört in professionelle Hände. Der prinzipielle Ablauf in einer Standard-Traumatherapie ist, zunächst dem Unterbewusstsein durch Informationen zu vermitteln, dass es im Therapiesetting sicher ist. Dann muss die eingefrorene Bewegungsenergie im Körper (für Kampf/Flucht) vorsichtig freigesetzt werden. Dies führt zu körperlichen Entladungsvorgängen, die dann wiederum soviel Stabilität erzeugen, dass das Wahrnehmen von Gefühlen im Kontakt mit Menschen wieder möglich wird.
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